Im Gegensatz zu den HP-Geräten mit eingebauter Air-Print-Unterstützung, die als Wi-Fi-Drucker im Netzwerk allen Benutzern zur Verfügung stehen, sah die mit iOS 4.2 vorgestellte Lösung Airprint für ältere Modelle mit USB- oder Ethernet-Interface einen anderen Weg vor. Wenn der Drucker an einem Mac oder Windows-PC über die Freigabefunktion für alle PCs im Netzwerk bereitsteht, sollten auch iPhone & Co die Ausgabegeräte sehen und nutzen können. Der PC oder Mac dient dabei als Printserver. Die Air-Print-Funktionalität aufseiten der Computer hatte Apple unter Windows über iTunes integriert, unter Mac-OS X direkt ins Betriebssystem Mac-OS X 10.6.5.
Merkwürdiger Rückzieher
Während die genannten Funktionen noch in den Entwicklerversionen von Mac-OS X 10.6.5 beziehungsweise iTunes 10.1 enthalten waren, fehlten sie in den finalen Fassungen.
Welche Gründe Apple zu dem Rückzug in letzter Minute bewogen haben, ist weiterhin ungewiss. Gerüchte, man habe Copyright-Problemen aus dem Weg gehen wollen, zerstreuten sich relativ schnell. Geblieben ist die Vermutung, Apple habe die Lösung als nicht sehr stabil angesehen und deshalb gekippt.
Mit der Vorstellung von iOS 4.2.1 beziehungsweise Mac-OS X 10.6.5 und iTunes 10.1 bekamen dann auch die Apple-Kunden mit, dass ein neuer HP-Drucker nötig ist, um Air Print zu nutzen. Die Enttäuschung war entsprechend groß. Apple hat sich bis zum Redaktionsschluss nicht geäußert, ob die Funktion zu einem späteren Zeitpunkt wieder integriert wird.
Findige Zeitgenossen hatten aber schnell herausgefunden, dass zwei Dateien der Entwicklerversion von Mac-OS X 10.6.5 in der finalen nicht mehr vorhanden waren. Mit dem Tool Air Print Hacktivator war kurz nach der Vorstellung ein kostenloses Programm im Umlauf, das die beiden Dateien unter Mac-OS X einfach wieder installierte und Air Print für alle Drucker freischaltete. Allerdings handelte es sich bei den beiden Dateien um Files mit Copyright-geschütztem Inhalt.
Apple hat die Versionen inzwischen vom Netz nehmen lassen. Der Entwickler hat eine unter neuem Namen vorgestellt, die die Funktion ohne die widerrechtliche Nutzung von Apple-Dateien einschalten soll. Einen legalen Weg gehen zwei Lösungen für Mac-OS X, dazu gibt es eine für Windows-PCs.
Druckerfreigabe
Die Basis aller Lösungen ist zunächst die Freigabe des Druckers im Netzwerk. Dabei ist es egal, ob es sich um einen lokalen USB-Drucker handelt oder um ein Netzwerkgerät, das mit dem Router per Ethernet-Kabel oder Wi-Fi verbunden ist.
In allen Fällen ist der Drucker zunächst am Mac oder Windows-PC zu konfigurieren und dann über die Freigabefunktion als Netzwerkdrucker dem lokalen Netz zur Verfügung zu stellen. Die Air-Print-Tools greifen dann ein und stellen die Druckfunktion auch für iOS-Geräte zur Verfügung.
Damit ist außerdem klar, dass neben dem Drucker der PC eingeschaltet sein muss, um vom iPhone aus zu drucken. Bei den HP-Druckern und kommenden Lösungen anderer Anbieter ist das nicht der Fall, sie sind per Wi-Fi im lokalen Netzwerk immer erreichbar.
Preiswerte Lösungen
Die Lösungen sind entweder kostenlos oder für ein paar Euro erhältlich – eine gute Wahl. Neben der Druckfunktion bieten Printopia und Fingerprint echte Schmankerl. So lassen sich Dateien auch als PDF auf den Mac übertragen oder direkt an Dropbox übergeben. Wir stellen in diesem Workshop die Lösungen vor, inklusive der Konfiguration.
Air Print Activator: Drucklösung für Windows-Nutzer
Air Print mit Windows-PC als Druckserver nutzen
Mit dem kostenlosen Programm Air Print Activator für 32- und 64-Bit-Systeme unter Windows stellt der Programmierer Stephan Mühl die einzige Lösung für Benutzer mit einem Windows-PC zur Verfügung. Die Software kann kostenlos unter der Adresse http://iblueray.de geladen werden.
Wir setzen in diesem Fall voraus, dass der lokale Drucker bereits am Windows-PC angeschlossen und als Arbeitsplatzdrucker eingerichtet ist. Im ersten Schritt ist das Programm als Administrator zu starten. Dazu klicken Sie mit der rechten Maustaste auf Air Print Activator und wählen aus dem Kontextmenü den Befehl “Als Administrator ausführen” (Bild 1). Das Programm kommt nur mit einem Dialogfenster daher, klicken Sie den Button “Activate AirPrint”. Per Dialog werden Sie informiert, dass die Funktion jetzt eingeschaltet ist. Öffnen Sie “Systemsteuerung > Hardware und Sound > Geräte und Drucker”.
Klicken Sie mit der rechten Maustaste auf das Symbol des Arbeitsplatzdruckers, und wählen Sie die Option “Druckereigenschaften”. Im Dialogfenster wählen Sie jetzt den Reiter “Freigabe” (Bild 3). Die Checkbox zu “Drucker freigeben” ist zu aktivieren, optional lässt sich ein Freigabename wählen, der allerdings nur an PCs im Netzwerk, nicht später am iPhone erscheint – hier wird der Standardname angezeigt.
Mit einem Klick auf “OK” schließen Sie die Freigabe ab. Damit auch iPhone, iPod Touch und iPad drucken können, ist die Windows-Firewall zu konfigurieren. Unter “Zugelassene Programme” wählen Sie “Anderes Programm zulassen” und klicken auf den Button “Durchsuchen” hinter “Pfad” (Bild 4). Zuzulassen ist “airprint.exe” im Verzeichnis “AirPrint”. Nach einem Klick auf “Hinzufügen” aktivieren Sie im Hauptfenster die Checkboxen “Heim/Privat” und “Öffentlich” zu “AirPrint For Windows”.
Printopia: Air Print und mehr für Mac-OS X
1. Mac als Air-Print-Server mit Zusatzfunktionen
Ecamm Network ist bei Mac-Anwendern mit iPhone schon lange kein Unbekannter. Das Unternehmen bietet mit Phoneview seit geraumer Zeit ein Tool für den direkten Zugriff vom Mac auf die Mediapartition von iPhone, iPad und iPod Touch. Für 10 Dollar stellt es Printopia vor, eine Air-PrintLösung, die nicht nur das Drucken vom iPhone erlaubt.
Alternativ zur Druckausgabe kann der Benutzer das Dokument vom iPhone über den Druckdialog als PDF drahtlos auf den Mac übertragen. Wer über einen kostenlosen Dropbox-Account verfügt, kann zudem den Cloud-Speicher nutzen. Via Druckdialog wandert das Dokument vom iOS-Gerät in den Dropbox-Ordner des Macs und wird automatisch mit der Dropbox-Cloud synchronisiert. Sämtliche iOS-Geräte, Macs und PCs mit demselben Account haben das Dokument augenblicklich als PDF im Zugriff – eine papierschonende Druckalternative. Zunächst ist allerdings der Drucker am Mac einzurichten und über die Systemeinstellung “Freigaben > Druckerfreigabe” dem Netzwerk zur Verfügung zu stellen. Printopia ist mit einem Doppelklick installiert (Bild 2).
2. Drucken, als PDF speichern und in der Cloud sichern
Schon fast unspektakulär ist die Air-Print-Funktion von Printopia. Die Installation dauert keine Minute, der Benutzer mit iOS-Gerät im lokalen Netzwerk kann sofort seine Dokumente auf den freigegebenen Druckern ausgeben. Ecamm hat der Lösung aber noch zwei tolle Optionen verpasst. Mit “Send to Mac” und “Send to Dropbox on Mac” stehen zwei zusätzliche “Drucker” zur Verfügung. Ist “Send to Mac” ausgewählt, wird das zu druckende iPhone-Dokument in ein PDF umgewandelt und drahtlos an den Mac übertragen.
Printopia legt im Dokumenteordner des Benutzerverzeichnisses einen Ordner “Printopia” an, in den die Dokumente gelegt werden. Wer einen Dropbox-Account nutzt, findet eine weitere Option. Ist “Send to Dropbox” am iPhone beim Druck ausgewählt, kopiert Printopia das Dokument in den Dropbox-Ordner am Mac. Der wird bekanntlich automatisch mit der Dropbox-Cloud synchronisiert. In wenigen Augenblicken haben alle Macs und PCs sowie iOS-Geräte mit dem Dropbox-Account das Dokument im Zugriff.
Fingerprint: Air Print de luxe für Mac-OS X
Drucken, PDF-Ausgabe, Cloud- und iPhoto-Unterstützung
Fingerprint von Collobos war das erste kommerzielle Air-Print-Tool am Markt. Die erste Version schaltete “lediglich” die Druckfunktion bei älteren Druckern ein. Mit Version 1.1 hat Collobos erheblich nachgerüstet, offensichtlich angespornt durch die zusätzliche Funktionalität von Printopia. Das Programm kostet 8 Dollar und bietet neben Air Print ebenfalls das Erzeugen eines PDFs aus der Druckdatei und die Wi-Fi-Übermittlung an den Mac.
Daneben unterstützt auch Fingerprint die Dropbox-Cloud. Nicht zu finden bei Printopia ist die Fingerprint-Option “Send to iPhone”. Auf diese Weise lassen sich Fotos, die mit der Kamera von iPhone oder iPod Touch (vierte Generation) aufgenommen wurden, auswählen und über den Druckdialog drahtlos an iPhoto auf dem Mac übertragen. Collobos hat mit dieser Funktion sicher noch eins draufgesetzt. Da sich die einzelnen Druckoptionen am Mac auch ausschalten lassen, legt der Mac-Eigentümer fest, was erlaubt ist.
Air Print Activator: kostenlos
Kostenlose Lösung für Mac-OS X
Netputing stellte mit Air Print Hacktivator den ersten Hack vor, der Air Print auf älteren Druckern freischaltet. Der Entwickler musste die ersten Versionen seiner Lösung (bis einschließlich 1.7) auf Druck von Apples Rechtsabteilung aus dem Netz nehmen. Offensichtlich wurden hier Apple-Dateien widerrechtlich verwendet. Mit dem neuen Namen Air Print Activator und der Version 1.1 steht nun wieder eine Lösung zur Verfügung, die scheinbar keine Copyright-Verletzung gegenüber Apple darstellt. Netputing hat das ursprüngliche Applescript-Projekt außerdem komplett neu in Cocoa aufgesetzt. Air Print Activator ist denkbar einfach zu bedienen, nach dem Start schaltet man die Air-Print-Funktion einfach ein. Das Programm ist kostenlos.